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Der Namensgeber

Richard von Weizsäcker war von 1984 bis 1994 Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland. In dieser Funktion erwarb er eine außerordentliche Sympathie in allen Bevölkerungskreisen. Das für die Namensgebung unserer Schule Entscheidende ist aber, dass er es vermocht hat, für die Jugend wieder ein Vorbild darzustellen. Seit dem 1. August 1998 trägt unsere Schule nun den Namen "Richard-von-Weizsäcker-Berufskolleg".

Am 4. März 1998 - anlässlich der offiziellen Namensgebung - besuchte der ehemalige Bundespräsident erstmals unsere Schule in Lüdinghausen.

Er verstarb am 31.01.2015 im Alter von 94 Jahren. Einen Einblick in das Kondolenzbuch der Schule (Auszüge) erhalten sie hier.

Eine Bildergalerie des Besuchs von 2012 finden Sie hier.

Eine Bildergalerie des Besuchs 2010 finden Sie hier.

 

Richard von Weizsäckers Leben

2020 wollten wir den 100. Geburtstag Richard von Weizsäckers während unseres jährlich stattfindenden Europafests feiern. Pandemiebedingt holen wir das jetzt zum Europafest 2022 nach! Das Berufliche Gymnasium für Wirtschaft und Verwaltung (BGW95) hat dazu die wichtigsten Lebensstationen von Weizsäckers auf unseren Internetseiten dargestellt! Ihr findet ihr hier!

Dr. Richard von Weizsäcker - Eine Lebensgeschichte

1920

Am 15. April wird Richard Karl Freiherr von Weizsäcker in Stuttgart geboren. Sein Großvater Karl Hugo von Weizsäcker war letzter württembergischer Ministerpräsident, sein Vater Ernst war im Ersten Weltkrieg Korvettenkapitän. Jetzt bereitet er sich auf den diplomatischen Dienst vor. Seine Mutter entstammt einer adeligen Offiziersfamilie.
 

1922-1926

Richard von Weizsäcker zieht mit Eltern und Geschwistern zunächst nach Basel, dann nach Kopenhagen, wo sein Vater als Diplomat arbeitet. In Kopenhagen besucht er zunächst die Volksschule.
 

1927-1933

Weizsäcker kommt durch die Rückkehr seines Vaters nach Berlin auf eine Volksschule in Wilmersdorf, ab 1929 an das renommierte Bismarck-Gymnasium.
Anfang April geht Richard von Weizsäcker nach Oslo, wo sein Vater als deutscher Gesandter arbeitet. Am 30. Januar 1933 wird Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt. Mit dem "Ermächtigungsgesetz" vom März siegt in Deutschland endgültig die Nazi-Diktatur.
Im Herbst desselben Jahres siedelt die Familie nach Bern/Schweiz, wohin der Diplomat Ernst von Weizsäcker versetzt worden ist. Richard besucht dort das Städtische Gymnasium bis zur Untersekunda.
 

1937

Richard von Weizsäcker geht zurück nach Berlin, um im März vorzeitig -als 16jähriger- das Abitur zu machen. Anschließend studiert er 1937/38 insgesamt zwei Semester an den Universitäten in Oxford und Grenoble.
 

1938

Richards Vater Ernst von Weizsäcker tritt der NSDAP, später der SS bei und wird Staatssekretär im Auswärtigen Amt unter dem NS-Außenminister Joachim von Ribbentrop. Richard absolviert zunächst den sechsmonatigen "Arbeitsdienst" und beginnt im Herbst seinen Wehrdienst im Potsdamer Infanterieregiment 9.
 

1939

Am 23. August schließen Deutschland und die Sowjetunion ein Nichtangriffs-Abkommen, den "Hitler-Stalin-Pakt". In einem geheimen Zusatzvertrag einigen sich beide Regierungen auf eine Teilung Polens zwischen Deutschland und der Sowjetunion. Am 1. September gibt Adolf Hitler den Befehl zum Überfall auf Polen. Der Zweite Weltkrieg hat begonnen. Richard von Weizsäcker nimmt vom ersten Tag an als Soldat am Polen-Feldzug teil. Sein Bruder Heinrich fällt bereits am 2. September.
 

1940

Während der deutschen Westoffensive nimmt Weizsäcker an Offiziersanwärter-Lehrgängen teil.
 

1941-1945

Am 22. Juni 1941 beginnt mit dem "Unternehmen Barbarossa" der deutsche Angriff auf die Sowjetunion. Nach schweren Kämpfen bis kurz vor Moskau, in denen Weizsäckers Einheit fast aufgerieben wird, kommt er im Frühjahr 1942 als Ordonnanzoffizier und Leutnant zum Oberkommando des Heeres. Später wird er zum Oberleutnant befördert und geht als Regimentsadjudant wieder an die Front, wo er den Krieg bis kurz vor dem Ende miterlebt. Im März 1945 wird Richard von Weizsäcker verwundet, kommt im April nach Hause auf den Bauernhof seiner Tante in Lindau am Bodensee, wo er als Zivilist den Einmarsch der Franzosen erlebt. Am 8. Mai kapituliert Deutschland bedingungslos.
 

1945-1950

Studium der Rechtswissenschaft an der Universität Göttingen, das Weizsäcker Mitte 1950 mit dem Referendarsexamen abschließt. Ende 1947 unterbricht Weizsäcker sein Studium, um als Hilfsverteidiger seinem Vater Ernst im Nürnberger "Wilhelmstraßen-Prozess" beizustehen (bis Anfang 1949).
Richard von Weizsäcker tritt im Oktober 1950 seine erste Stelle als wissenschaftliche Hilfskraft bei Mannesmann in Gelsenkirchen an. Politisch hatten sich 1949 zwei deutsche Staaten, die prowestliche Bundesrepublik Deutschland und die sowjetabhängige Deutsche Demokratische Republik (DDR) konstituiert. In der Bundesrepublik hatte der CDU-Vorsitzende Konrad Adenauer als Chef einer bürgerlichen Regierung die Kanzlerschaft übernommen.
 

1953-1957

Weizsäcker besteht sein Zweites Staatsexamen. Am 8. Oktober heiratet er in Hamburg die Bankiers-Tochter Marianne von Kretschmann (geb. 17. Mai 1932). Aus der Ehe gehen vier Kinder hervor: Robert (geb. 1954), Andreas (geb. 1956), Marianne Beatrice (geb. 1958) und Fritz (geb. 1960). Weizsäcker tritt 1953 der CDU bei und arbeitet sich im Mannesmann- Management bis zum Leiter der wirtschafts-politischen Abteilung empor (1957). Bereits 1955 hatte Weizsäcker an der Uni Göttingen zum Dr. jur. promoviert.
 

1958-1962

Im Sommer 1958 scheidet er bei Mannesmann aus, um die Chef-Position der im Verwandtschaftsbesitz befindlichen Privatbanken Waldthausen in Essen und Düsseldorf zu übernehmen.
 

1962-1966

Weizsäcker nimmt im Juli 1962 ein Vorstandsangebot des Chemiekonzerns Boehringer in Ingelheim an, wo er Mitglied der Geschäftsleitung und engster Vertrauter des Firmen-Chefs Ernst Boehringer wird. Nach dessen Tod scheidet er 1966 bei Boehringer aus und lässt sich als Rechtsanwalt in Bonn nieder.
Im selben Jahr wird Weizsäcker auf Vorschlag Helmut Kohls in den Bundesvorstand der CDU gewählt.
 

1964-1970

Richard von Weizsäcker wird zum nebenberuflichen Präsidenten des Evangelischen Kirchentages gewählt (1964), nachdem er bereits seit 1962 dessen Präsidium angehört. 1967 wird er auch Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland.
 

1969

Über die rheinland-pfälzische Landesliste wird Weizsäcker als Abgeordneter in den Deutschen Bundestag gewählt, dem er bis 1981 angehört.
Unter dem neuen Kanzler Willy Brandt bilden SPD und FDP eine "Sozialliberale Koalition". Weizsäcker wird deutschlandpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag.
 

1974

Richard von Weizsäcker, mittlerweile stellvertretender Fraktions- Vorsitzender der Union im Bundestag, wird von seiner Partei für das Amt des Bundespräsidenten vorgeschlagen. Er verliert aber die Wahl gegen den FDP-Kandidaten Walter Scheel.
 

1978-1980

Der Ludwigshafener Parteitag der CDU verabschiedet ein neues Grundsatzprogramm (1978), das von einer Kommission unter Leitung Weizsäckers erarbeitet worden war.

Im selben Jahr nominiert ihn die CDU-Berlin zu ihrem Spitzenkandidaten für die Abgeordnetenhaus-Wahlen. Die CDU bleibt zwar stärkste Partei, doch SPD und FDP bilden eine Koalition und stellen auch weiterhin den Senat. Weizsäcker geht zurück nach Bonn und wird zum stellvertretenden Bundestagspräsidenten gewählt (1979 bis 1981).
 

1981-1983

Nach vorgezogenen Neuwahlen in Berlin (März 1981) verfehlt der wieder als CDU-Spitzenkandidat nominierte Richard von Weizsäcker knapp die absolute Mehrheit, kann aber einen von der FDP tolerierten Minderheitssenat bilden. Weizsäcker wird zum Regierenden Bürgermeister gewählt und und bleibt in dieser Funktion drei Jahre im Amt, ab Frühjahr 1983 in Koalition mit der FDP.
Im November 1983 gibt der CDU-Vorsitzende und Kanzler Helmut Kohl die Entscheidung seiner Partei bekannt, Weizsäcker für das Amt des Bundespräsidenten zu nominieren.
 

1984-1989

Am 23. Mai 1984 wird Weizsäcker mit 832 (von 1017 Stimmen ) gewählt. Am 1. Juli übernimmt er offiziell das höchste deutsche Staatsamt.
In seiner ersten Amtsperiode übernimmt Weizsäcker 28 offizielle Staatsbesuche im Ausland, darunter auch erstmals für einen deutschen Präsidenten in Israel. In Moskau trifft er im Juli 1987 mit Michail Gorbatschow zusammen.
Von seinen vielen Reden ragt besonders die Ansprache am 8. Mai 1985 zum 40. Jahrestag der deutschen Kapitulation heraus.
Elf Ehrendoktorate werden ihm verliehen, darunter Auszeichnungen der Universitäten von Oxford und Harvard.
Im Mai 1989 wird er außerdem Ehrenbürger von Bonn.
 

1989-1991

Genau fünf Jahre nach seiner ersten Wahl wird Weizsäcker am 23. Mai 1989, diesmal mit 881 von 1022 Stimmen, für weitere fünf Jahre zum Bundespräsidenten gewählt.

Am 9. November 1989 entschließt sich die DDR-Regierung, die innerdeutsche Grenze, speziell die Berliner Mauer zu öffnen: Innerhalb weniger Monate überschlagen sich die Ereignisse. Im Sommer 1990 tritt die DDR einer Wirtschaftsunion mit der Bundesrepublik bei. Am 3. Oktober beschließt die Volkskammer die staatliche Auflösung der DDR und den Beitritt der neugebildeten fünf Bundesländer zur Bundesrepublik. Weizsäcker ist jetzt Präsident aller Deutschen.

Bei den ersten gesamtdeutschen Wahlen am 2. Dezember 1990 erringen Union und FDP die absolute Mehrheit.

Im Juni 1992 beschließt der Bonner Bundestag mit knapper Mehrheit, dass künftig Berlin nicht nur die geographische Hauptstadt Deutschlands sein sollte.
Weizsäcker, seit 1990 auch Ehrenbürger Berlins, hatte zuvor massiv für diese Entscheidung geworben, was ihm den Vorwurf der "Verletzung seiner Neutralitätspflicht" eingetragen hatte. Im Dezember 1991 erhält Richard von Weizsäcker in Düsseldorf den Heinrich-Heine-Preis.
 

1992

Ende März empfängt Weizsäcker den polnischen Präsidenten Lech Walesa in Bonn.
 

1994

Ende der Amtszeit Weizsäckers als Bundespräsident

1998

Richard von Weizsäcker wird der Namensgeber unserer Schule und besucht diese zum ersten Mal. Neun weitere Besuche folgen bis 2012.

2015

Er stirbt am 31.01.2015 im Alter von 94 Jahren.

Der 8. Mai 1945 - 40 Jahre danach

Letzter Teil der Ansprache Richard von Weizsäckers
am 8. Mai 1985

IX. MANCHE JUNGE MENSCHEN HABEN SICH UND UNS ...

in den letzten Monaten gefragt, warum es 40 Jahre nach Ende des Krieges zu so lebhaften Auseinandersetzungen über die Vergangenheit gekommen ist. Warum lebhafter als nach 25 oder 30 Jahren? Worin liegt die innere Notwendigkeit dafür?

Es ist nicht leicht, solche Fragen zu beantworten. Aber wir sollten die Gründe dafür nicht vornehmlich in äußeren Einflüssen suchen, obwohl es diese zweifellos auch gegeben hat.

40 Jahre spielen in der Zeitspanne von Menschenleben und Völkerschicksalen eine große Rolle. Auch hier erlauben Sie mir noch einmal einen Blick auf das Alte Testament, das für jeden Menschen unabhängig von seinem Glauben tiefe Einsichten aufbewahrt. Dort spielen 40 Jahre eine häufig wiederkehrende, eine wesentliche Rolle.

40 Jahre sollte Israel in der wüste bleiben, bevor der neue Abschnitt in der Geschichte mit dem Einzug ins verheißene Land begann. 40 Jahre waren notwendig für einen vollständigen Wechsel der damals verantwortlichen Vätergeneration. An anderer Stelle aber (Buch der Richter) wird aufgezeichnet, wie oft die Erinnerung an erfahrene Hilfe und Rettung nur 40 Jahre dauerte. Wenn die Erinnerung abriß, war die Ruhe zu Ende.

So bedeuten 40 Jahre stets einen großen Einschnitt. Sie wirken sich aus im Bewußtsein der Menschen, sei es als Ende einer dunklen Zeit mit der Zuversicht auf eine neue und gute Zukunft, sei es als Gefahr des Vergessens und als Warnung vor den Folgen. Über beides lohnt es sich nachzudenken.

Bei uns ist eine neue Generation in die politische Verantwortung hereingewachesen. Die Jungen sind nicht verantwortlich für das, was damals geschah. Aber sie sind verantwortlich für das, was in der Geschichte daraus wird.

Wir Älteren schulden der Jugend nicht die Erfüllung von Träumen, sondern Aufrichtigkeit. Wir müssen den Jüngeren helfen zu verstehen, warum es lebenswichtig ist, die Erinnerung wachzuhalten. Wir wollen ihnen helfen, sich auf die geschichtliche wahrheit nüchtern und ohne Einseitigkeit einzulassen, ohne Flucht in utopische Heilslehren, aber auch ohne moralische Überheblichkeit.

Wir lernen aus unserer eigenen Geschichte, wozu der Mensch fähig ist. Deshalb dürfen wir uns nicht einbilden, wir seien nun als Menschen anders und besser geworden. Es gibt keine endgültig errungene moralische Vollkommenheit - für niemanden und kein Land! Wir haben als Menschen gelernt, wir bleiben als Menschen gefährdet. Aber wir haben die Kraft, Gefährdungen immer von neuem zu überwinden.

Hitler hat stets damit gearbeitet, Vorurteile, Feindschaften und Hass zu schüren. Die Bitte an die jungen Menschen lautet: Lassen Sie sich nicht hineintreiben in Feindschaft und Haß

- gegen andere Menschen,
- gegen Russen oder Amerikaner,
- gegen Juden oder Türken,
- gegen Alternative oder Konservative,
- gegen Schwarz oder Weiß.

Lernen Sie, miteinander zu leben, nicht gegeneinander. Lassen Sie auch uns als demokratisch gewählte Politiker dies immer wieder beherzigen und ein Beispiel geben.

Ehren wir die Freiheit.
Arbeiten wir für den Frieden.
Halten wir uns an das Recht.
Dienen wir unseren inneren Maßstäben der Gerechtigkeit.
Schauen wir am heutigen 8. Mai, so gut wir es können, der Wahrheit ins Auge.

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