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Richard von Weizsäckers Zeit in der freien Wirtschaft

Von 1950 bis 1953 arbeitete Weizsäcker als wissenschaftliche Hilfskraft bei der Mannesmann AG in Gelsenkirchen, wo er im Stadtteil Bismarck wohnte. 1953 wechselte er in die Rechtsabteilung der Mannesmann AG nach Düsseldorf. Im Juli 1955 erhielt er Prokura, d. h. er durfte alle Arten von Handelsgeschäften für das Unternehmen durchführen. 1957 wurde er Leiter der wirtschaftspolitischen Abteilung. In seiner Biografie schreibt er dazu, dass in diese Zeit die umfassende Reform des Kartellrechts, das Betriebsverfassungsgesetz und die Mitbestimmung in den Organen der großen Unternehmen gefallen sei; schließlich auch die in der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (sog. Montanunion).

Die paritätische Mitbestimmung (gleiche Anzahl von Arbeitnehmer- wie Arbeitgebervertretern in den Aufsichtsräten) beispielsweise war damals ein strittiges Thema.  Richard von Weizsäcker organisierte eine Untersuchung dazu. Seine Meinung später zur Montanmitbestimmung - in fast allen Bildungsgängen an Berufskollegs ein Pflichtthema: Sie habe „keine Wunder bewirkt, wohl aber zum sozialen Frieden im Lande beigetragen, und dieser wurde ein entscheidend positives Kennzeichen unseres Standorts.“

Ende Juni 1958 schied Weizsäcker bei Mannesmann aus und war bis 1962 persönlich haftender Gesellschafter des Bankhauses Waldthausen, zu dem über seine Frau familiäre Beziehungen bestanden.

Danach war Weizsäcker von 1962 bis 1966 Mitglied der Geschäftsführung und persönlich haftender Gesellschafter des Chemie- und Pharmaunternehmens Boehringer Ingelheim in Ingelheim am Rhein. Boehringer Ingelheim produzierte, so ein Gutachten für das Bundesministerium für Arbeit und Soziales, schon seit 1952 und bis 1984 dioxinhaltige Pflanzen- und Insektenschutzmittel mit erheblicher Belastung der Angestellten. Ab 1967 wurden dann 720 Tonnen eines Zwischenprodukts für das im Vietnamkrieg eingesetzte Entlaubungsmittel Agent Orange, ausgeliefert. „Mit großer Betroffenheit“ habe er erst Jahre nach seiner Tätigkeit bei Boehringer von Agent Orange erfahren, sagte von Weizsäcker später dazu.

Der Mörder des Sohns von Ex-Bundespräsident Richard von Weizsäcker hat als als Motiv für seine Tat eine angebliche Mitverantwortung des Vaters für die „Operation Ranch Hand“ im Vietnamkrieg angegeben. Damals wurden hunderttausende Vietnamesen mit Pflanzenschutzmitteln getötet oder verseucht.

Das Unternehmen Boehringer Ingelheim war zumindest indirekt in die „Operation Ranch Hand“ verwickelt.  Die Frage aber, was Boehringer-Vorstandsmitglied Richard von Weizsäcker damals davon wusste, dass sein Unternehmen einen Teil des Giftes lieferte, blieb nach Medienangaben ungeklärt. „Inwieweit und wann anderen in der Firma die Tragweite eigener Produktionsvorgänge bekannt wurde, die erst bei anderen Firmen zur Herstellung der einschlägigen Mittel dienten und deren Folgen durch den Einsatz der sogenannten Entlaubungsmittel erst allmählich offenbar wurden“, darüber wisse er schlicht nichts zu sagen.

   

Quellen: 

https://de.wikipedia.org/wiki/Richard_von_Weizsäcker

Richard von Weizsäcker: Vier Zeiten. Erinnerungen, S. 143 ff.

Agent Orange und Ingelheim-Netzwerk: Das steckt hinter dem Wahnmotiv des Mörders - FOCUS Online

Geschichte der Familie von Weizsäcker

Der Vater

Die Kindheit

RvW und der 2. Weltkrieg

RvW als Jurist

Die Familie

RvWs Zeit in der Wirtschaft

RvW als Präsident des Ev. Kirchentags

RvW als Reg. Bürgermeister von Berlin

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